Der Grosse Q
Hofmeister – Der grosse Q
Hofmeister als Einbuchstabenschreiber bzw. Einbuchstabenmaler sieht Schrift wo Bild und Bild wo Schrift. Notation und Imagination wechseln. Er bringt die Codes ins Fließen, zurück zu ihrem Übergang, d.h. zur Quelle ihres Sinns, dem Gemurmel ihres Un-sinns. Er setzt auf die Wiederholung, beinahe in Form der Litanei, insofern ist er radikal, insofern nahe dem Religiösen; aber als Künstler verzichtet er auf den sinnstiftenden vorgegebenen Horizont – außer wir betracht-en das System der Kunst als solchen. Hofmeister bringt mit seinem Malen bzw. Schreiben des stets selben Buchstabens die Leistung der Typografie in Sichtweite. Es ist die Typografie, welche die Vergangenheit der Schrift, das Bild, gegenwärtig und auch nutzbar macht und insofern auch zeigt, daß sie ihm nicht entkommt. Er befreit diese Geste in zweifacher Hinsicht. Einerseits indem er sie allein in den Dienst seiner Werkgeste, seines Stils stellt und sie von ihrer evokativen und rezeptiven Funktion loslöst und andererseits indem er die Schrift vermittels der Konzentration auf einen Buchstaben von der Kombinatorik des Sinns im Satz, Text, Buch, usw. löst. Indem Hofmeister in seiner beinahe mönch-ischen Schweigsamkeit des Einbuchstabenschreibers Schrift und Bild zu ihrem Ur-sprung als Übergang führt, setzt er ganz gegen das Zeitgeistig-Spektakuläre des digitalen Codes das Faszinosum des Zeichens. Bedeutung kommt nicht aus dem Was und Wie des Schreibens und Malens, sondern allein aus dem Umstand, daß wir es tun. Das WeiterSchreiben und WeiterMalen hat daher die Funktion, das Ende des Sinns – als dessen vermeintliche Erfüllung – zu verhindern, die Gezeiten der Bedeutung unterbrechend in Bewegung zu halten.
(Hubert Matt, 1959 in Bregenz geboren, Studium der Philosophie und Kunstgeschichte in Innsbruck, Künstler und Philosoph, Lektor an den Universitäten Innsbruck und Graz. )