Lachitzhof
Der Lachitzhof ist in seinem Kern über 500 Jahre alt und vermutlich das älteste Haus von Klein St. Paul.
Die Urkunden erzählen, dass 1502 ein Mathias Fladnitzer von Hirschegg den Hof erwarb, um darin eine Eisenschmelze mit Hammerwerk zu errichten. 200 Jahre lang, bis 1700, wurde hier Roheisen geschmiedet.
Danach wurde die Anlage für abermals 200 Jahre zu einer Mühle umgebaut. Es entstand eine so genannte „Lohnmühle“. Das heißt, Bauern, die selbst keine Mühle mehr betrieben, konnten nun ihr Korn gegen Entgelt (Lohn) im Lachitzhof mahlen lassen. In der Folge wurde das Gebäude erweitert und aufgestockt, um auch Wohnmöglichkeiten für die Müllersleute zu haben. Erst nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Müllereibetrieb eingestellt.
1920 erwarben die Wietersdorfer Zementwerke das Objekt und stellten es als Wohnhaus ihren Mitarbeitern zur Verfügung.
1983 ist der Lachitzhof abgewohnt und entspricht längst nicht mehr den Bedürfnissen der Zeit. Der Abriss droht. Herr Otto Leitgeb, Heimatforscher und Kulturaktivist aus Leidenschaft, bemüht sich erfolgreich um die Erhaltung des historischen Gebäudes. Mit seiner Idee ein „Talmuseum“ zu gründen und einzurichten, setzt er sich durch. Die Wietersdorfer Zementwerke unterstützen sein Bemühen. Otto Leitgeb sammelt und trägt unter anderem zusammen: Bodenfunde des Görtschitztales aus der Steinzeit, Befunde zur Kultur der Kelten, Spuren welche die Römer hinterließen, mittelalterliche Werkzeuge und Dokumente zur Kulturgeschichte der Neuzeit. Der Lachitzhof beherbergte bald nicht nur eine erste Sammlung, sondern bot auch Raum für verschiedenste wissenschaftliche, künstlerische und kulturelle Aktivitäten. Es fanden Vortragsreihen und Seminare, Konzerte, Ausstellungen bildender Künstler, Brauchtumsveranstaltungen und Feste statt.
Schließlich zog auch Werner Hofmeister mit seinem Atelier in das „Talmuseum“ ein. Im Lachitzhof entstand mit seiner neuen Nutzung als Museum der Norischen Region ein Kulturzentrum mit spezifischem Profil. Viele Impulse für die bewusste Entdeckung des Selbstverständnisses des Görtschitztales und zur Entwicklung der Region gingen vom Talmuseum aus. Unermüdlicher „spiritus rector“ war dabei stets Otto Leitgeb mit dem Geschichtsverein „Norische Region“.
2000 übernimmt die Gemeinde Klein St. Paul das Haus von den Wietersdorfer Zementwerken mit seiner Bestimmung als Museum und Sitz des Geschichtsvereines.
2004 wird auf Initiative und unter Leitung des Künstlers Werner Hofmeister der Lachitzhof zum Zentrum des EU – Projektes „Norische Kunstregion“. Es werden Renovierungsarbeiten eingeleitet und Hofmeister beginnt mit der Verwirklichung eines Konzeptes für die Neugestaltung des gesamten Museumskomplexes. Rund um das Gebäude wird ein Skulpturenpark errichtet. Im Obergeschoß des Hauses wird aus den Werkgruppen von Werner Hofmeister die Ausstellung „QUELLENKULTUR“ realisiert. Im Erdgeschoß wurde die bestehende Sammlung des Talmuseums adaptiert und wird in den folgenden Jahren (nach weiteren Renovierungsarbeiten) im Kontext mit der QUELLENKULTUR (als „work in progress“) sowohl inhaltlich, wie in ihrer Präsentation aktualisiert.
Dr. Wilhelm Rainer