Landschaftsrahmen

Landschaftsrahmen
Görtschitztal / Österreich
2020

Das Görtschitztal in weite Rahmen setzen

Einen Rahmen haben… geben … setzen … sprengen… einhalten… etc.. Im Rahmen bleiben. Aus dem Rahmen fallen. Die Metaphorik, die der Begriff „Rahmen“ beinhaltet ist weit und lässt viele Assoziationen zu.

Die hier vorgestellten Rahmen für das Görtschitztal sind eigenständige Kunstwerke die zugleich dem Denken und Schauen einen Rahmen geben, ohne diese zu fixieren. Sie sind Blickfänger im Doppelsinn: Einmal als Eyecatcher (Hingucker) und dann als Einfassungen von Wahrnehmungen, die den Blick in die Tiefe führen.

Ihre Form verdanken die Rahmen für das Görtschitztal Fundstücken aus der Antike in der Region. Sie nehmen die Urformen der archäologisch sichergestellten Doppelköpfe von Semlach und Oberwietingerberg auf, wie sie im Museum für Quellenkultur aufbewahrt und zu besichtigen sind. Die zeitgemäße künstlerische Formulierung eines runden und eines eckigen Kopfes lässt unschwer die historischen Vorlagen wiedererkennen und als ins Heutige versetzt verstehen. Sie verweisen so nicht nur auf die archetypische Fassung menschlicher Existenz (weiblich = rund, männlich = eckig oder rund = geistig, eckig = materiell oder rund = analog, eckig = digital), sondern auch auf die lange und tiefe Kulturgeschichte des Görtschitztales.

In ihrer Verarbeitung in Rahmen sollen sie als eine Art von Ikonen für die Region stehen. In der unterschiedlichen Anordnung von „Rundkopf“ und „Quadratkopf“ lassen sie vielfältige Interpretationen zu. Auch damit, dass sie einmal aus dem Rahmen hinaus gedreht sind, dann wieder quasi in den Rahmen hinein schauen. So ist sowohl thematisiert was „im Rahmen“ eingeschlossen wird, wie auch, was rund um den Rahmen herum passiert. Oder aber auch, auf denn „Köpferahmen“ selbst bezogen, wie sich Menschlichkeit (symbolisiert in Köpfen) formiert und einen Rahmen für das Zusammenleben organisiert.

Aufgestellt werden die Rahmen an verschiedenen ausgewählten Stellen wo sie sowohl auf ihre eigenwillige Gestaltung aufmerksam machen, als auch Lenkfunktion für die Blicke von Besuchern übernehmen. Sie greifen auf Unterhaltungselement des 18. und 19. Jahrhunderts zurück. Damals pflegte man in die Natur bzw. Landschaft zu gehen und diese durch mitgebrachte Rahmen zu betrachten. Es war eine Art der Motivsuche, wie sie heute manche durch den Fotoapparat betreiben. Auch die moderne Technik (Foto, Video) gibt nämlich Rahmen vor. Ein anderes beliebtes Gesellschaftsspiel war die Herstellung von Bilderszenen durch Personen hinter einem großen Rahmen. Das Tableaux Vivant (das „lebende Bild“) orientierte sich entweder an bekannten Vorlagen aus der Malerei und Bildhauerei oder entstand nach eigenen Entwürfen. Die Kopfrahmen laden dazu ein, diese Traditionen wieder aufzunehmen und aktuell zu beleben.

Auch ein Vergleich mit alten Ansichten aus dem Görtschitztal, wie sie im Museum für Quellenkultur zu finden sind, empfiehlt sich. Möglicherweise als Vorlage zu einem Tableaux Vivant.

(Willi Rainer)

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